Schildläuse (Coccoidea) bilden eine Überfamilie der Insekten, welche – wie die mit ihnen verwandten Blattläuse – zu den Pflanzenläusen (Sternorrhyncha) gehören. Von den circa 3.000 bekannten Arten leben etwa 90 in Mitteleuropa. Die Tiere können bis zu sechs Millimeter groß werden, meist sind sie jedoch deutlich kleiner. Die männlichen Schildläuse sind in der Regel geflügelt, die weiblichen Tiere sind hingegen bei vielen Arten vollkommen bewegungsunfähig.
Namensgebend für diese Pflanzenschädlinge ist ein fester, wachsartiger Schild mit circa zwei Millimeter Durchmesser. Unter dieser speziellen Schutzhülle verbergen sich die Weibchen. Je nach Art besteht der Schild aus Harz, Wachs oder spinnenseidenähnlichen Stoffen. Der extrem stabile Panzer dient zum Schutz vor Fressfeinden sowie zur Eiablage und der anschließenden Entwicklung der Larven. Unter dem Panzer können die Tiere zudem ungestört vom nahrhaften Zellsaft der Wirtspflanze leben und geschützt überwintern.
Je nach Form des Schildes unterscheidet man die Tiere beispielsweise in die flache Deckelschildlaus (Schild mit einer Nadel abnehmbar) und der hoch gewölbten Napfschildlaus (Schild mit der Rückenhaut der Laus verwachsen). Die Schilde sind oftmals braun oder rötlich gefärbt, können je nach Art aber auch gelb oder schwärzlich sein. Die länglich leicht gebogenen Schutzdeckel der sogenannten Kommaschildlaus (Lepidosaphes ulmi) – ein häufiger Schädling an Obstbäumen – zeigen eine hellgraue Färbung.
Als besonders schädigend gilt die aus Kalifornien stammende San-Jose Schildlaus (Comstockaspis perniciosa), die sich anfangs leicht in Mitteleuropa ausbreiten konnte, da sie keine natürlichen Feinde hatte. Sie befällt vorwiegend Apfel und Johannisbeere, aber auch andere Obst- und Ziergehölze. Bei Massenauftreten kann es zum Absterben der Gehölze kommen.
Während die winzigen Männchen aufgrund fehlender Mundwerkzeuge keinerlei Nahrung aufnehmen, leben die weiblichen Schildläuse in großen Kolonien auf den verschiedenen Pflanzenteilen und stechen mit ihrem Stechrüssel in die Triebe, Blattstiele und Blätter der befallenen Gewächse an, um deren zuckerhaltigen Pflanzensaft aufzunehmen.
Unter den Schilden sind – wie schon erwähnt – nicht nur die weiblichen Schildläuse geschützt, sondern auch ihre Eier und Nachkommen. Ein einziges Weibchen kann unter ihrem Schild bis zu 250 Eier ablegen. Die jungen Larven schlüpfen etwa ab Anfang Juli und wandern dann über die Blätter und jungen Triebe, um sich einen eigenen Platz zu suchen, an dem sie sich festsetzen können. In einem Sommer können zwei bis drei Generationen heranwachsen. Manche Schildlaus-Arten bringen in warmen Jahren auch mehrere Generationen hervor.
Neben Blattläusen und der Weißen Fliege gehören Schildläuse zu den häufigsten Schädlingen an Zimmerpflanzen, Balkonpflanzen und Gartenpflanzen. Sie ernähren sich hauptsächlich vom Pflanzensaft der Wirtspflanze und entziehen den Pflanzen somit wertvolle Nährstoffe – unter anderem essentielle Eiweiße. Da der Pflanzensaft neben einer Menge an Wasser hauptsächlich Zucker enthält, scheiden manche Arten – beispielsweise die Napfschildlaus – den Überschuss als ein klebrig-klares Sekret wieder aus. Damit die Schildlaus sich nicht selbst mit dem sogenannten Honigtau verklebt, schleudert sie die klebrige Flüssigkeit oft weit von sich weg. Ein Schildlaus-Befall fällt deshalb oft erst dann auf, wenn die Blätter einer Pflanze plötzlich seltsam glänzen und stellenweise verklebt sind. Erst nach eingehenderer Untersuchung entdeckt man dann die kleinen, pockenartigen Gebilde an den Trieben und auf den Blattunterseiten. Der Honigtau kann in Wohnungen auf Möbeln und Fensterscheiben, aber auch im Freien auf beispielsweise Autoscheiben und Gartenmöbeln sehr lästig für den Hobbygärtner werden. Auf den Ausscheidungen siedeln sich zudem leicht Rußpilze an – sie schädigen die Pflanzen zwar nicht direkt, schränken aber ihre Photosynthese-Leistung ein.
Andere Arten wie zum Beispiel die Deckelschildlaus geben giftige Stoffe in die Pflanze ab. All dies hemmt die Entwicklung der Pflanze enorm. Daher kann ein extremer Befall mit Schildläusen sogar zum Tod der Pflanze führen. Da ausgewachsene Schildläuse ihren Lebensort in der Regel nicht verlassen, sind sie auf eine gute Tarnung auf den Pflanzen angewiesen. Deshalb kommen die kleinen Schädlinge oftmals auf Zweigen, an Trieben, Blattstielen sowie auf den Unterseiten der Blätter vor. Oftmals halten sich die winzigen Insekten auch in den Triebachseln ihrer Wirtspflanzen auf – meist dicht an dicht.
Auch das Auftauchen von Ameisen ist ein weiteres Indiz für einen Befall mit Schildläusen, da die kleinen Krabbeltiere sich von dem durch die Schildlaus produzierten Honigtau mit großer Vorliebe ernähren.
Die pflanzensaftsaugenden Schildläuse verbreiten sich vor allem im Winter und Frühjahr. Am günstigsten zur Vermehrung ist ein trocken-warmes Wetter. Häufig betroffen sind Oleander, Palmen, Ficus, Orchideen und Aralien. Ebenso gerne werden hartlaubige Gewächse wie Zitruspflanzen und Lorbeer, aber auch Sukkulenten mit dickfleischigen Blättern befallen. Im Garten sind Schildläuse häufig an Obstbäumen wie Apfel, Kirsche, Zwetschge, Birne oder Pfirsich sowie an sämtlichen Beerensträuchern anzutreffen – an letzteren häufig die Maulbeerschildlaus, die sich immer stärker in Deutschland ausbreitet. Sie ist im Gegensatz zu den meisten anderen Schildlaus-Arten aber sehr auffällig, denn oft sieht der gesamte Strauch wie verschimmelt aus. Der Vorteil wiederum ist, dass die Maulbeerschildlaus sich mit einem Gartenschlauch und einer Bürste relativ leicht von den Trieben der Johannisbeeren entfernen lässt.
Geschwächte Pflanzen werden von den Pflanzenschädlingen bevorzugt aufgesucht. An Kübelpflanzen wie beispielsweise Oleander können Schildläuse auch im Winterquartier auftreten.
Da die Schädlinge häufig durch neu gekaufte Pflanzen mit ins Haus gebracht werden, sollten Sie alle Neuerwerbe schon in der Gärtnerei penibel auf Schildläuse untersuchen. Achten Sie außerdem beim Einräumen der Kübelpflanzen ins Winterquartier auf Schildlaus-Befall. Die Insekten sind auch bei relativ niedrigen Temperaturen aktiv und können zum Beispiel in einem Kalthaus die dicht zusammenstehenden Pflanzen komplett befallen. Wenn Sie eine oder mehrere befallene Kübelpflanzen entdecken, ist es daher sehr wichtig, dass Sie diese sofort behandeln und räumlich getrennt von den anderen Pflanzen überwintern.
In erster Linie sind der Standort und die Gesundheit der Pflanzen als vorbeugende Maßnahme zu beachten:
Besonders anfällig für einen Befall mit Schildläusen sind bereits gestresste oder geschwächte, aber auch mit Stickstoff überdüngte Pflanzen. Achten Sie daher auf eine richtige Pflege Ihrer Gewächse. Gesunde Pflanzen sind weniger anfällig für Erkrankungen und Schädlinge.
Im Winter bekommen viele Zimmerpflanzen zu wenig Licht und stehen sehr warm. Hierdurch ändert sich die Zusammensetzung des Pflanzensaftes und bietet günstigere Bedingungen für eine schnelle Vermehrung der Tiere. Als verbessernde Maßnahmen empfehlen sich ein hellerer, kühler Standort sowie ein gelockerter, gemulchter Boden.
Bei Obstgehölzen wirken eine geeignete Rindenpflege sowie ein Stammanstrich vorbeugend gegen die Schildlaus. Fördern Sie zudem natürliche Feinde wie Schlupfwespen, Marienkäfer und Ohrwürmer in Ihrem Garten. Die Nützlinge helfen Ihnen auf natürliche Art und Weise die Schädlinge in Schach zu halten.
Bei allen Kontaktpräparaten ist es wichtig, dass Sie die Pflanzen gründlich von oben bis unten einsprühen und auch die Blattunterseiten dabei benetzen. Da man kaum alle Schildläuse mit einer Behandlung erwischt, sollten Sie diese nach einer Woche wiederholen.
Neben den bereits genannten biologischen Präparaten gibt es im Handel auch sogenannte Pflanzenschutzstäbchen mit chemischen Wirkstoffen, die man in den Topfballen steckt. Sie gehören in der Regel zur Gruppe der Neonicotinoide, werden über das Wurzelwerk der Pflanze aufgenommen und vergiften den Pflanzensaft. Die Stäbchen dürfen ausschließlich bei Zierpflanzen im Topf angewendet werden. Eine weitere Einschränkung ist, dass sie nur während der Vegetationsperiode zuverlässig wirken, weil die Pflanze während der Ruhephase zu wenig Wirkstoff aufnimmt. Grundsätzlich sollten Sie auf diese "chemische Keule" verzichten, denn Neonicotinoide stehen als Verursacher des Bienensterbens im Verdacht.